Was ist eigentlich JüL?

Was ist eigentlich JüL?


JüL“ ist eine Abkürzung für Jahrgangsübergreifendes Lernen oder Jahrgangsübergreifende Lerngruppe. Das bedeutet, dass die Kinder aller vier Jahrgänge in der Grundschule zusammen in einer Klasse sind und gemeinsam lernen.

Wie kann das Lernen so eigentlich funktionieren?

Die Kinder lernen miteinander, aber vor allem voneinander. Durch die verschiedenen Altersklassen können sie sich gegenseitig zu Lernprozessen motivieren und die Lernfortschritte auf den verschiedensten Entwicklungsstufen anregen. Das ist zum Beispiel dann möglich, wenn Ältere den Jüngeren etwas erklären. Sie benutzen dabei ihre eigenen Worte. Dadurch können sie bereits bekannten Stoff nochmal wiederholen und behalten ihn länger und besser. Die Jüngeren verstehen den Wortlaut der Kinder meistens besser, als den eines Erwachsenen. Sie erleben die „Großen“ als Vorbild und schauen sich die Regeln der Klassengemeinschaft oder das Lernverhalten von ihnen ab. Ältere entwickeln besonders auch ihre sozialen Fähigkeiten weiter, indem sie Verständnis für die Lernschwierigkeiten der Jüngeren aufbringen und ihnen geduldig Fragen beantworten.

Den Kindern ist dieses Lernen in altersgemischten Gruppen bereits aus dem Kindergarten bekannt. Auch hier haben sich spielerische Lernprozesse untereinander abgespielt und Freundschaften mit Kindern verschiedenen Alters entwickelt.

Gibt es klare Vorteile durch JüL?

Jedes Schuljahr wachsen die Kinder und ihr Erfahrungsreichtum mit ihnen. In einer JüL können sie diesen Wachstum miterleben, weil sie sich mit den neuen jüngeren Kindern vergleichen können und sich auch an den älteren Schülerinnen und Schülern messen können. Ab dem zweiten Schuljahr können die Kinder eine Patenschaft für die neuen Erstklässler übernehmen und sie in alle Regeln des Schulalltags oder in die Orientierung im Schulgebäude einweihen. Natürlich sind sie auch – mit den LehrerInnen zusammen – die erste Anlaufstelle bei Schwierigkeiten oder Fragen. Dieses Erklären, Zeigen und um Andere kümmern stärkt die Kinder. Denn sie werden mit dem was sie können und wissen gebraucht und können ihre Lernfortschritte weitergeben.

Es ist in einer JüL möglich, dass jedes Kind auf seinem individuellen Niveau arbeitet. Das bedeutet, Kinder, die in einzelnen Bereichen, oder insgesamt schneller lernen, können dies mit den Älteren gemeinsam tun und finden dort Ansprechpartner. Im Klassenraum befindet sich ganz natürlich das Lernmaterial für alle Entwicklungsstufen. Kinder, die Schwierigkeiten haben oder einfach insgesamt langsamer lernen, können am Lernen der Jüngeren teilnehmen. Dort sind sie dann häufig diejenigen, die schon am weitesten sind. Durch diese Möglichkeit bietet sich automatisch immer wieder eine Gelegenheit, Unterrichtsinhalte zu wiederholen.

Es ist kein Kind das immer leistungsstärkste oder leistungsschwächste. Jedes Kind, auch ein leistungsschwaches Kind erlebt, dass es Lernfortschritte macht. Jedes Kind kann sein Wissen weitergeben oder festigen, indem es einem anderen Kind etwas erklären, helfen oder zeigen kann. Dennoch ist es möglich, den eigenen Leistungsstand einzuschätzen, indem die Kinder sich gegenseitig beobachten und von den Lehrern die Lernziele der einzelnen Klassenstufen verdeutlicht bekommt.

Es lernen alle Kinder gleichzeitig in den Lernzeiten (zum Beispiel: Mathe-Lernzeit, Deutsch-Lernzeit usw.), aber sie lernen nicht immer das Gleiche! Die Einen suchen sich ein Gedicht aus dem Gedichte-Ordner zum Abschreiben und Auswendiglernen, die Anderen üben das Schreiben mit der Anlauttabelle, die Nächsten sitzen in der Schreibecke und erfinden mit Hilfe der Materialien dort eine Geschichte, die sie später jeder einzeln aufschreiben und die Übernächsten bearbeiten gerade die Pflichtaufgaben eines Grammatikkurses. Meistens haben die Kinder eines Jahrgangs die gleichen Bücher. Aber die Älteren kennen ja auch die Bücher der Jüngeren und haben deren Aufgaben schon bearbeitet. Einige Kinder bekommen aber auch zeitweise andere Bücher, weil die Aufgaben der Bücher des Jahrgangs gerade nicht zu ihrem Lernstand passen. Auch diese anderen Bücher haben aber meist andere Kinder auch schon gehabt.

So ein Unterricht ist natürlich belebter. Die Kinder müssen ihre kreativen Ideen und Lernfortschritte austauschen. Davon lebt das Konzept!

Es gibt aber auch fest vereinbarte Regeln, wie Flüsterzeit oder Stillarbeit. Außerdem können Kinder sich häufig in Nebenräume zurückziehen, Kopfhörer aufsetzen oder Sichtschutz aufstellen.

Lernt mein Kind im JüL genauso viel, wie an anderen Schulen?

JA! Die Bartholomäusschule Iserlohn unterliegt – wie alle anderen Grundschulen auch – den Gesetzesvorgaben des Landes. Der Unterricht wird nach den vorgegebenen Lehrplänen NRW organisiert. Die Vergleichsarbeiten in Klasse 3 bestätigen dies.

Und die Lehrer?

Im JüL können die Lehrerinnen und Lehrer nicht allein frontal unterrichten, wie wir es selbst als Schülerinnen und Schüler früher gekannt haben. Was nicht bedeutet, dass nicht auch frontale Phasen stattfinden. Dennoch ist die Rolle des Lehrers mehr die eines Lernbegleiters. Ein Lernbegleiter erklärt, berät und fördert die Kinder individuell – das heißt, dort wo es steht. Die Kinder werden dabei begleitet, ihr Lernen selbst zu gestalten und zu verantworten. Sie werden auf ihrem Weg zur Selbstständigkeit gestärkt.

Alles durcheinander! Wie behält man da den Überblick?

Durch das Konzept haben die Lehrkräfte mehr Zeit im Unterricht die Kinder zu beobachten oder mit ihnen konkrete Lern-Gespräche im Einzelnen oder mit nur ein paar anderen Kindern zu führen. Jede Unterrichtsreihe und jeder Jahrgang setzten klare Lernziele fest, die den Kindern transparent gemacht werden. Die LehrerInnen können ihre Beobachtungen auf sie beziehen und zum Beispiel durch Beobachtungs- oder Rückmeldebögen oder mit spezifischen Notizen festhalten. 

Auch im JüL werden Klassenarbeiten, Lernzielkontrollen oder Lernstandsdiagnosen durchgeführt!

Die Unterrichtsplanung erfolgt in Fachkonferenzen und in Lehrerteams. So muss nicht jeder der Experte in allem sein, sondern berät seine KollegInnen und ist auch selbst mal Lerner. Diese Konferenzen und Besprechungen werden wöchentlich abgehalten. Alle KollegInnen erhalten im Anschluss die gesamten Materialien und didaktischen Erläuterungen zum Umgang mit dem Material. Expertenteams für die einzelnen Bereiche sind durch die Fachkonferenzen durchgängig als Ansprechpartner vor Ort. So muss nicht jeder Lehrer gleichzeitig alle Fächer für jeden Jahrgang einzeln vorbereiten. Durch den regelmäßigen Austausch und die direkte Rückmeldung der Kollegen wird die Qualität des Unterrichts immer wieder geprüft und überarbeitet – also stets verbessert.


Wir freuen uns über jedes Kind, dass an unsere Schule kommt! 


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